Urmila – für die Freiheit

Wer das Wort Sklave hört, denkt zumeist an längst vergangene Zeiten. An Baumwoll- und Zuckerrohrfarmen und den Bürgerkrieg in Amerika. Seit am 18. Dezember 1865 der 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika hinzugefügt wurde, scheint das Kapitel der Sklaverei aus Sicht der westlichen Welt abgeschlossen zu sein. Das dies nicht der Fall ist, macht die Geschichte der mittlerweile fünfundzwanzigjährigen Urmila Chaudhary aus Nepal deutlich.

Urmila wird mit sechs Jahren von ihren Eltern verkauft. Als Kamalari, eine Haushaltssklavin. Sie wird ausgebeutet und psychisch sowie körperlich misshandelt. Erst nach zwölf Jahren als Sklavin gelingt ihr die Flucht. Seitdem engagiert sie sich für die Abschaffung der Leibeigenschaft in Nepal, die zwar gesetzlich verboten, aber gesellschaftlich immer noch real ist.

Die von Susan Gluth inszenierte Dokumentation Urmila – für die Freiheit zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben der politischen Aktivistin, die vor der Herausforderung steht, ihr Engagement in der der Organisation „Freed Kamalari Development Forum“ mit ihrem persönlichen beruflichen Werdegang zu vereinbaren. Diesen innere Konflikt Urmilas darzustellen, entweder nur ihr politisches Engagement weiter verfolgen zu können, oder aber all ihre Energie in eine Karriere als Rechtsanwältin zu investieren, gehört zu den Stärken der Dokumentation. Gluth zeichnet die junge Frau allen voran als Menschen, der sich für das einsetzt, an was er glaubt, nicht als reine Aktivistin. Es gelingt der Regisseurin so, dass selbst jemand, der sich die Grausamkeit des Freiheitsentzuges kaum vorstellen kann, mit dem Menschen Urmila Chaudhary mitfühlt, anstatt einfach nur betroffen die Fakten über den Kamalira-Handel aufzunehmen.

Gleichzeitig jedoch verliert die Dokumentation so auch ihren Fokus. Der Zuschauer schaut der jungen Nepalesin bei ihrem nicht so alltäglichen Leben zu, erfährt dabei jedoch ausgesprochen wenig. Die Umstände werden grob abgesteckt: Korrupte Politiker, die sich nicht an Vereinbarungen halten. Eltern, die durch ihre Armut dazu gezwungen sind, ihre Kinder zu verkaufen. Demonstranten, die von der Polizei niedergeknüppelt werden. All dies reißt der Film nur an, ohne irgendetwas davon tiefergreifend zu untersuchen. Wer sich verspricht, mehr über die Sklaverei in Nepal zu erfahren wird somit wohl von der Dokumentation enttäuscht werden. Die eigentliche Leistung Susan Gluths besteht darin, uns Urmila Chaudhary vorzustellen und uns zu zeigen, wie gewöhnlich und normal sie ist.

 

Bild: Pressematerial zu „Urmila – für die Freiheit“ © Susan Gluth

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