Die Peanuts – Der Film
Mit dem Tod ihres Schöpfers Charles M. Schulz im Jahr 2000 wurde auch die Peanuts-Reihe eingestellt. 15 Jahre später versucht Hollywood sie wiederzubeleben und setzt dabei voll und ganz auf die Kraft der Nostalgie.
Charlie Brown, der bekannte liebenswürdige Pechvogel, lebt ein Leben voller Missgeschick und Tollpatschigkeit. Als dann ein neues Mädchen in seine Nachbarschaft zieht, versucht er mit aller Kraft ein „Gewinner“ zu werden um das Herz der Neuen für sich zu gewinnen. Begleitet wird er dabei von alten Bekannten: Dem immer klavierspielenden Schröder, der Hobbypsychologin Lucy, dem stets von Schmutz umgebenen Pig-Pen und vielen anderen mehr. Mit dabei ist natürlich auch Charlie Browns treuer Begleiter, sein Hund Snoopy, der ihm stets zur Seite steht.
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Regisseur Steve Martino (Ice Age 4 – Voll Verschoben) verlässt sich überwiegend auf den Kultfaktor der bekannten Charaktere und auf den bereits von Charles M. Schulz etablierten, den Fans bekannten, visuellen Humor. Charlie Brown schaut schmachtend in den Himmel und freut sich über „seinen“ Stern, der ihm immer Hoffnung schenkt. Daraufhin fällt dieser kurzerhand vom Himmel. Es sind Witze, wie diese, die das Erfolgsrezept der Reihe ausmachen. Eine weise Entscheidung Martinos, sich auf dieses zu verlassen, funktioniert es doch nun seit mehr als 65 Jahren.
Wer Innovation erwartet, wird vom Film enttäuscht sein, versteht ihn aber falsch. Die Peanuts – Der Film ist als Reboot der beliebten Reihe zu sehen, nicht als eine Fortsetzung. Er soll eine neue Generation von Kindern die Welt der Peanuts näherbringen. Einer Generation, die diese wahrscheinlich gar nicht kennt.
Folgerichtig bietet der Film dem Publikum ein Best-Of der vergangenen Abenteuer der Peanuts und bringt ihm so den Charme der Serie auf die bestmögliche Weise näher.
Die Entscheidung, den Film in 3D zu animieren, statt auf altbewährte 2D-Zeichenanimation zu vertrauen, mag angesichts des starken Rückbesinnungsgedanken des Films widersprüchlich erscheinen, ist aber nur konsequent. 2D-Animation lockt in der heutigen Zeit immer weniger Zuschauer ins Kino. Ihr weiter anzuhängen verliehe dem Film eher den Charakter eines Abschlussfilmes statt eines Wiederauflebens der Reihe.
Die Sorge, dass der Charme der Vorlage bei der Übertragung in die dritte Dimension verloren gehe, ist unberechtigt. Martino nutzt weiterhin Gedankenblasen, Aktionsstriche und viele weitere Stilgriffe des Originals und schafft es so erfolgreich, den gewohnten Stil zu erhalten. Der im hohen Bogen durch die Luft fliegende Snoopy zieht immer noch kleine schwarze Striche hinter sich her, einen verwirrten Charlie Brown umgeben immer noch rotierende, schiefe Kreise.
Auf besonders charmante Weise zollt der Film in diesem Zusammenhang seiner Vorlage Respekt: Charlie Browns Gedanken, präsentiert in einer comicartigen Gedankenwolke, sind stets in schwarz-weißer 2D-Animation gehalten und stammen vermutlich direkt aus Vorgängern des Films.
Alles in allem hätte Die Peanuts – Der Film ein wenig innovatives, aber umso charmanteres, kultigeres und rundum gelungenes Reboot der Reihe werden können. Wäre da nicht Snoopys Erzfeind, der rote Baron. Parallel zu Haupthandlung, erzählt der Film eine zweite Geschichte, die von Snoopy. Der schadenfreudige, aber stets hilfsbereite Hund verbringt einen Großteil des Films vor der Schreibmaschine. Inspiriert von den Ereignissen aus Charlie Browns Leben schreibt er an einer ganz eigenen Liebesgeschichte. In dieser ist er selber, Snoopy, ein mutiger Kampfpilot, stets im Kampf mit dem roten Baron, seinem Erzfeind. Dieser hält die geliebte Hündin gefangen, die aus den Klauen des Bösewichts befreit werden muss – natürlich von Snoopy höchstpersönlich.
Der Film präsentiert das literarische Werk Snoopys in zahlreichen, immer wieder im Film auftauchenden Segmenten. Dieses erzählerische Gimmick sorgt zwar im Verlaufe des Filmes für den einen oder anderen witzigen Moment, nimmt aber insgesamt zu viel Raum ein. Schnell werden die ewigen Luftkämpfe repetitiv und beginnen an die schlechteren Szenen aus dem dritten Akt von Oben (2009) zu erinnern, wo sich ebenfalls Hunde in Kampfflugzeugen bekriegten. Die regelmäßig auftauchenden Passagen reißen den Zuschauer immer wieder aus der ansonsten so charmanten und unschuldigen Atmosphäre, die die Welt der Peanuts bereithält.
Trotz dieses gravierenden Makels schafft der Film aber, was er versucht:
Ich kannte die Peanuts nicht, aber ich habe mich in sie verliebt. Ich bin ihrer unschuldigen, charmanten Art verfallen.
Ein würdiger Neuanfang, der verstehen lässt, warum diese Charaktere seit so langer Zeit so beliebt sind.
Bild: Szenenbild aus „Die Peanuts – Der Film“, 2015, ©2015 Twentieth Century Fox Film Corporation