Tales of Zestiria the X

Dies ist eine Rezension zu beiden Staffeln der 2016 und 2017 von Studio UFOTABLE produzierten Serie Tales of Zestiria the X. Bisher ist diese in japanischer und englischer Vertonung erschienen.

Die Geschichte orientiert sich grob an der Handlung des Videospieles Tales of Zestiria, schlägt jedoch besonders in der zweiten Hälfte eigene Wege ein. Dank der Abwesenheit von Videospiel-Elementen wurden Handlungsstränge ausgelassen, die in einem Videospiel viele Interaktionsmöglichkeiten für den Spieler aber wenig Charaktermomente liefern. Dank der kürzen Laufzeit der Serie gegenüber der durschnittlichen Spielzeit bleibt den einzelnen Figuren trotzdem weniger Zeit sich zu entfalten. Besonders die nichtmenschlichen Charaktere bekommen weniger Spotlights und bleiben bis zum Ende höchstens zweidimensional.

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Die Geschichte folgt dem jungen Sorey, welcher abseits der Zivilisation von Seraphen aufgezogen wurde, Wesen mit elementar-magischen Kräften welche für normale Menschen nicht sichtbar sind.
Als eine junge Dame aus dem Königreich Hyland bei ihnen auftaucht, die sich als Prinzessin Alisha Diphda herausstellt und nach Hilfe zur Bekämpfung des nahenden Unheils sucht, zieht es Sorey bald auf eine Reise um die Welt hinaus. Begleitet wird er dabei von seinem Kindheitsfreund Mikleo – einem Wasserseraphen – und erfährt von den Problemen die das Land anheimsuchen.
Die Geschichte entwickelt sich fortan zum typischen Heldenepos, welcher mit seiner Ziehung eines Schwertes aus einem Stein beginnt – wodurch Sorey zum sogenannten ‚Hirten‘ wird – und oberflächlich sieht die Handlung ganz nach dem schwarz-weiß Prinzip zur Bekämpfung des Bösen aus. Wer möchte kann Sorey fast sogar mit einer Art Jesus vergleichen, der als Erlöser der Menscheit von ihren Sünden fungiert.

„My dream is to find a way for humans and the seraphim to coexist peacefully.“ – Sorey

Auf der Reise trifft Sorey weitere Gefährten, wovon die meisten weitere Seraphen der vier Elemente (Feuer, Luft, Erde, Wasser) darstellen und formt weitere Bündnisse um sich schließlich dem Bösewicht entgegenzustellen, welcher die Welt mit sprichwörtlicher Boshaftigkeit zu überschwemmen versucht.

Neben dieses sehr clicheehaft wirkenden Haupthandlung werden in einigen Episoden insbesondere die beiden Menschenmädchen Alisha Diphda und Rose, eine Händlerin und heimliche Assassine, beleuchtet. Besonders im Fall von Alisha ist dies begrüßenswert, da ihr in der Spielhandlung nach ihrer Einführung wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. In der Serie entfalten beide sich zu vielfältigen Persönlichkeiten und überschatten in ihren eigenen Geschichten sogar den eigentlichen Hauptcharakter Sorey. Dies dürfte nicht schwierig sein, stellt dieser ja den einfach gestrikten, naiven und gutmütigen Helden dar vor dem sich andere Werke scheuen.

Tales of Zestiria the X zeigt diese ‚reine‘ Seite eines Helden aber so überzeugend, dass dies eine überaschende Erfrischung liefert. Die restlichen Figuren stellen einen genügenden Kontrast dazu, sodass die einfachheit des Helden und der Handlung besonders den oben genannten genügend Platz bietet um komplexere Themen wie Rachsucht und Prinzipientreue anzusprechen. Die Spielehandlung traute sich auch Graubereiche zwischen Gut und Böse weiter zu erforschen, doch in der Serie wird dies nicht in solchem Umfang beleuchtet sodass die philosophische Ebene eher flach ausfällt.

Zu kurz kommen auch die den Protagonisten begleitenden Seraphen, welche zwar in ihren Persönlichkeiten klar definiert werden und immer wieder in ihrem Zusammenspiel einige lustige Szenen zustande bringen, aber ihre Handlungsstränge kommen viel zu kurz sodass ihre Gefühle und Motivationen nur oberflächlich klar werden. Dadurch werden sie am Ende nur zu Werkzeugen degradiert, die schließlich zum Besiegen des Feindes dienen.

Gelobt werden kann sowohl Ton- als auch Bildarbeit von UFOTABLE, dem veröffentlichenden Studio. Die Zeichnungen und Animationen wirken plastisch und an vielen Stellen schlicht atemberaubend. Landschaften sind malerisch aufgearbeitet wie man es in einem Kinofilm erwarten würde und könnten sich scheinbar an beliebiger Stelle für Poster eigenen. Ansehnlich sind auch die Lichteffekte, ob nun in nächtlichen Szenen, von Feuerschein beleuchtete Höhlen, von dunklen Mächten befallene Schauplätze oder die Dämmerung im Wald, welche der jeweiligen Szene einen gewissen eigenen Charme geben. Deformationen der Figuren und fehlerhafte Körpermaße – die in anderen Animationswerken kritisiert werden – fallen nicht auf und lassen auf hohe Produktionsqualität schließen. Eindrucksvoll sind auch die 3d-Animationen, welche sich in den Zeichnungen einbetten. Besonders die Modelle von Städten und Drachen fallen als überdurschnittlich auf.

Der Soundtrack macht dem ohnehin gefeierten Stücken aus dem Spiel Konkurenz. Dies ist UFOTABLE hörbar bewusst.
Die Band FLOW liefert für zwei Songs ganze Arbeit ab und hebt die Stimmung an. Das von ihnen gelieferte erste Opening ‚Kaze no Uta‘ gibt den Auftakt für einen actionreichen Epos, während das zweite Ending ‚INNOSENSE‘ für den finalen Akt die bereitschaft zeigt das Schicksal der Helden zu erfüllen.

Man entschied sich in der ersten Staffel der Serie zwei Folgen einzuflechten, welche augenscheinlich nichts mit Tales of Zestiria zu tun haben, sondern sich dem Prolog des nächsten Titels der Videospielreihe Tales of Berseria widmen. Da Tales of Zestiria the X für das zwanzigährige Jubiläum der ‚Tales of‘ Spiele produziert wurde, nutzte man dies zugleich um das nächste Spiel zu bewerben. Daher entspringt auch das ‚X‘ im Namen der Serie als Zeichen für ein Crossover. Dies zeigte sich handlungstechnisch insofern lohnenswert, da Berseria in der selben Welt wie Zestiria spielt, jedoch rund eintausend Jahre zuvor, womit es praktisch einen Prequel darstellt.
Der Einschub dieser fünften und sechsten Folge gestaltet sich jedoch so abrupt, dass er Zuschauer ohne Vorkenntnis reichlich verwirren könnte.

Qualittätstechnisch sind diese beiden Folgen ebenbürdig mit dem Rest der Serie und zeigen dem Zuschauer den Einstieg in einen Titel, welcher sich eher für düstere Geschmäcker eignet, da von strahlenden Helden hier keine Spur zu sehen ist. Da nur der Prolog präsentiert wird, erschließt sich die volle Handlung von Berseria hier kaum ohne zureichendes Wissen über das Spiel und eignet sich nur als Geschmacksanreger.

Gegen Ende der zweiten Staffel wurden einige weitere Erwähnungen der Ereignisse aus Berseria eingeflochten und in Verbindung der Handlung aus Zestiria gebracht. Dies wird die Kenner der Geschichten wissend schmunzelnd aber Neulinge verwirrt zurücklassen.

Im Gesamtbild der Serie fallen also einige Holpersteine auf, welche die Handlung ihren roten Faden verlieren lassen. Auch in der zweiten Hälfte der Handlung lässt sich nicht wirklich darauf schließen, was als nächstes passieren könnte. Der Anfang vom Ende startet ebenso abrupt und hätte an beliebiger Stelle angeleitet werden können, wären Alishas und Roses Nebengeschichten nicht eingefügt worden. Das einzige Hindernis um das ganze nicht sofort zu Beenden schließt sich daraus das der Protagonist Sorey stärker werden muss um den Bösewicht zu besiegen. Da sein Fortschritt jedoch ziemlich beliebig ausfällt lässt sich kein fester Handlungsstrang für ihn erkennen; seine Queste sind zwar bild- und tontechnisch episch ausgearbeitet, lassen aber bei ihren narrativen Punkten zu wünschen übrig, sodass sie als handlungsleere Kraftproben dienen und letztendlich doch noch auf den Ursprung aus einem Videospiel rückschließen lassen.

Auch der Epilog der Serie fällt anders aus als im Videospiel und erweitert ihn sogar, sodass er eine Fortsetzung in Form eines Video-Sequels offen lässt.

Zurzeit lässt sich die Serie mit japanischer Vertonung und mehrsprachigen Untertiteln auf Daisuki.net anschauen. Die erste Staffel mit englischer Vertonung ist als DVD Set bereits erschienen. KSM Anime will die Serie 2017 auch in Deutschland veröffentlichen.

Fazit:
Tales of Zestiria the X Handlungstechnisch ein einfacher Fantasie-Heldenepos mit einigen handlungstechnischen Stolpersteinen, bild- und tontechnisch jedoch ist die Serie der reinste Augenschmaus.

Beitragsbild: Szenenbild entnommen aus dem Trailer von „Tales of Zestiria the X“ © Funimation (2017)

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