Hot Summer Nights (2018)

Vor 3 Jahren erschien Hot Sommer Nights von Elijah Bynum in den Amerikanischen Kinos. Jetzt, 3 Jahre später, erwartet uns das Deutsche Release für die Heimkinos. Timothée Chalamet (Call Me By Your Name, A Rainy Day In New York) versucht sich in dieser dunklen, romantischen Coming-of-Age Story als sozial-Sonderling Daniel (Kurz: Danny), der ohne auch nur eine Spur von Reue sein finanzielles und persönliches Glück in der Drogenwelt des Sommerorte Cape Cod sucht.

Ein Sommerort, und so richtig scheint Daniel nicht hineinzupassen. Wenngleich dort stets die Sonne strahlt und sich die scheinbar glücklichen und unbekümmerten Sommervögel auf Partys vergnügen, gehört er schlicht nicht dazu. Er ist lediglich für 3 Monate dort, nachdem seine Mutter ihn für den Sommer wegschickt, schließlich verplempere er sein Leben.

Er selbst, eher klein und mager neben den Muskelstrahlemännern – gibt sich ordentlich Social Awkward und erinnert in der Darstellung an eine Light Version an den Psychopathen James (Alex Lawther) von The End of the F****** World. Timothée Chalamet, in seiner Rolle als Daniel, zeigt einmal mehr, dass er höchstpräzise Stimmungen in seinem Spiel überzeugend tragen kann. Der handlungstragende Faden der Geschichte ist eigentlich höchst unspektakulär – Daniel geriet in die Drogenszene und wird dort zum Aufsteiger. Er macht sich mit seinem neugefundenen klischeehaft-tragisch gestrickten Kumpel Hunter (Alex Roe) einen Namen in der Drogenszene. Hunter selbst: Mutter verloren, und ihr letzter unerfüllte Wunsch war des Ausstieg des Sohnen aus der Szene. Gleichzeitig distanziert sich die von ihm geliebte, kleine Schwester McKayla (Maika Monroe). Trotz eines dunklen Blicks in eine bewusst-leicht-überdreht gemalte Plastik Welt geht es jedoch letztendlich um eine herausragend stimmungsvolle Liebesbeziehung.

Und zwar zwischen Daniel und der Schwester McKayla von Drogenkollegen Hunter – der Daniel jegliche Annäherung zu seiner umwerfenden Schwester verbietet. Aber ehrlich gesagt schert es Daniel einen Dreck, was Hunter möchte. Hot Summer Nights! Jung und voller Sturm und Drang: Was wäre eine Coming-of-Age Story, wenn der Protagonist und die von allen Jungs und jungen Männern umschwärmte McKayla nicht zusammenkommen würden. Während der Arc mit dem Drogenkollegen Hunter durchweg berechenbare Bahnen zieht, entsteht im harmonischen Annäherungs-Vermeidungs Spiel von McKayla und Daniel eine faszinierende Sogwirkung, die den wertvollen Kern der Geschichte stellt.

McKayla und Daniel stehen im Mittelpunkt, wie sie miteinander umgehen, sich kennenlernen und sich vorsichtig annähern. Alles andere ist Beiwerk. Und dieser Mittelpunkt bleibt im Gedächtnis, ist in seiner Mysteriösität und des sozialen nicht-so-recht-hineinpassens beider Charakter ein befriedigender Oszillator, der die Spielzeit nur so vergehen lässt. Dabei bedienen sich die Figuren in ihrer Eigenart durchweg unterschiedlicher Facetten, gleichzeitig wird die Anziehung der beiden Charaktere zueinander ungeheuer spürbar. Hier wird’s interessant.

Dennoch: bleibt es dunkel. Diese Dunkelheit in einem nicht-so-ernsten klischeebesetzten Setting zu ertragen, ist gar nicht so einfach und wirkt erzwungen – man möchte meinen, der Film trüge etwas Bedrückendes, und gleichzeitig nicht Überzeugendes, denn die ganze Drogeneskalation ist schlicht langweilig. Als würde man eine RomCom wie  in ein „angedüsterte“ schwarze Komödie stricken wollen, was jedoch nicht organisch gelingen möchte! Gleichzeitig sind die Stilmittel – eben etwa überspitzt-sarkastische Einwürfe des (komplett unbedeutenden) Erzählers eben so genretypisch oder eher genre-überaus-bekannt, dass Hot Summer Nights auch dort nicht mehr neues zu bieten hat. Hingegen zeigen sich die Schauspieler und Szenenbildner – eben auch Alex Roe und weitere Nebenfiguren –  mit überaus überzeugenden Leistungen, die den Film auch abseits der romantischen Beziehung von Daniel und McKayla am Leben halten. Es ist spannend, die Bilder zu untersuchen – einige Szenen sind wunderschön komponiert und es ist wirklich bedauerlich, dass das Drehbuch nicht auf ganzer Linie auf dem gleichen Niveau mitziehen kann. Im hervorragenden Spiel von Timothée Chalamet und Maika Monroe verbirgt sich dabei eine kleine Romantikperle, die so unglaublich viel mehr verdient hätte.

 

Bild: ©Koch Films