The Shape Of Water

Ein kurioser Liebesfilm mit Aussicht auf den Oscar: Guillermo del Toros „The Shape Of Water“ präsentiert die Geschichte zweier Liebenden, die nicht so recht in die Welt zu passen scheinen. Gegenseitig frönen sie ihr jeweiliges Anderssein, ist es doch jenes Element, das sie bindet.

Auf der einen Seite der innigen Partnerschaft findet sich Elisa Esposito, ein ganz und gar herzliches Wesen, etwas einfach gestrickt, stumm, voller Neugier, einsam. Ebenso einsam eine schuppige Meereskreatur aus Südamerika, gequält, beforscht, geheim-gehalten, bietet sie doch potenzielle Vorteile gegenüber den Sowjets. Schließlich wollen die Amerikaner als erstes auf den Mond, und mit seiner eigenartigen Biologie könnte das Wesen zu Technologien anregen, die dies ermöglichen würden.

Als Elise, sie arbeitet an der Forschungseinrichtung als Putzfrau, das Wesen zum ersten Mal erlebt, wird es mit einem Schreckmoment präsentiert. Das Wesen, in einem Tank, reagiert sprunghaft, wie ein wütendes Tier, auf ein Klopfen gegen eine Scheibe des Tanks. Später werden Elise und eine Kollegin beauftragt das Labor, in welchem sich das Wesen befindet, zu reinigen, nachdem der strenge Sicherheitsbeauftragte Richard Strickland zwei seiner Finger in einem Unfall mit der Kreatur verliert.

Elise jedoch findet etwas Geheimnisvolles an der Kreatur, sogar etwas Anziehendes: Es lernt, gibt sich menschlich, ist neugierig. Immer wieder begibt sie sich in das Labor und interagiert mit dem Geschöpf, füttert es, spielt ihm Musik und lehrt ihm die Gebärdensprache. Nebenbei ist ein Wissenschaftler Agent der Sowjets. Und zusätzlich, im Sinne der Dramaturgie, ist der Sicherheitsbeauftragte ganz und gar nicht begeistert von der Kreatur, empfiehlt eine Sezierung, quält es zudem regelmäßig. Außerdem fühlt er sich von Stummen sexuell angezogen.

So wenig originell wie es klingt, ist es auch, sind jene Instrumente zum Spannungsaufbau nicht wirklich dazu geeignet, der sich entwickelnden Liebesgeschichte eine Authentizität zu verleihen. Doch wäre dies doch der Knackpunkt der ganzen Geschichte. Trotz dieser Makel im Drehbuch schafft es Guillermo del Toros ein in sich magisches Werk zu schaffen: Dazu nutzt er fantastische Beiträge im Produktionsdesign, der Filmmusik von Alexandre Desplat und der Leistung einer hinreißenden Sally Hawkins, die wie für diese Rolle gemacht zu sein scheint.

Bestimmte Momente prägen sich ein, und es sind jene Momente, in den Sally Hawkins auftrumpft und mit dem Geschöpf die intimsten Momente der Geschichte präsentiert. Es ist glasklar, dass hier der Fokus des Regisseurs liegt. Jene Bilder sind hervorragend Komponiert, doch wirkt es so, als wäre nicht so recht klar gewesen, wie eine geeignete Rahmenhandlung geschaffen werden könnte. Eine Spion- und Agentenstory wirkt eher so, als wäre sie bloß Mittel zum Zweck,  statt eine in sich genuin kreative Schöpfung.

Liebevoll wird die Beziehung der beiden Einsamen gezeichnet, doch die fehlende Glaubwürdigkeit der Rahmenhandlung macht es unmöglich, dass jene Beziehung gänzlich das Herz erreicht. Stets dachte man, dass Guillermo del Toro kurz davor wäre, etwas Wunderbares zu offenbaren, als könnte er etwas über die Liebe und der Menschlichkeit erzählen, da macht ein Schussaustausch das wieder zunichte. Andere Nebenfiguren entgegen, etwa der kauzige Mitbewohner der Elisa, verkörpern Witz und Humor, strahlen auch eine gewisse Magie aus, sind liebenswert und unterstützen die Geschichte – die wesentlich handlungsbestimmenden Agenten versalzen sie jedoch gewaltig.

Ein in vielerlei Hinsicht sehr guter Film, „The Shape of Water“ hätte fantastisch sein können, wenn die Absurdität der Beziehung eine Authentizität ausgestrahlt hätte. Unkreative dramaturgische Elemente verbieten jedoch diesen Schritt und damit den Schritt zum Meisterwerk.

Bild: © Twentieth Century Fox of Germany GmbH

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