Leviathan

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„Leviathan“ (2014) bezeichnet die brillante Schöpfung des Russen Andrei Swjaginzew. Es handelt sich dabei um ein undefinierbares Ungeheuer, das den Tiefen des Unbewussten entsprungen ist. Es ist furchteinflössend, mit welcher Gewalt es den Gedankenfluss diktiert. Die Gedanken haften an dieser ernüchternden Erfahrung, die einen Sog der Leere hinterlässt. Es sind einschüchternde Filme wie diese, bei denen Superlative nicht ausreichen, um den kreativen und intellektuellen Wert des Kunstwerkes vollständig zu erfassen.

Zwar wird die Thematik des Titels „Leviathan“ inhaltlich diskutiert, doch liegt in der unvergleichbaren Atmosphäre begründet, dass das Ungeheuer sein Unwesen treiben kann. Ich schreibe diese Worte, und bin nicht anwesend. Ich stehe neben mir, und es ist wegen des Filmes, dass meine Gedanken verloren wandern in den Tälern meiner Selbst. Es geht um den Verlust, der als Konzept die tiefgreifende, emotionale Wirkung des Filmes fundiert. Er findet eine inhaltliche Entsprechung in der Geschichte von politischer Korruption und dem allmählichen Sturz eines Mannes; seiner Flucht in den Alkoholismus und dem Entzug jedeweder Romantik in der Betrachtung unserer Welt. Ich halte inne, gehe ins Bett, und denke. Ich denke darüber nach, welche Bedeutung dieser Film für mich trägt.

„Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken; und wenn er daherbricht, so ist keine Gnade da.“ – Hiob 41, 17

Wenn ich zurückdenke, sehe ich die unerbittliche Poesie der Trübseligkeit im eleganten Spiel der Farben, mit welchen der Regisseur seine imposanten Bilder komponiert. Die Motive repräsentieren die Tiefe des Gesamtwerkes in Perfektion. Er zeichnet damit ein deprimierendes Porträt der Menschheit, das gerade wegen der verstimmenden Wirkung eine überzeugende Position des Regisseurs offenbart.

Regisseur Swjaginzew präsentiert sich als Philosoph, der den Film eindrucksvoll als Medium nutzt. Seine Argumente spiegeln sich in dem gigantischen Gerippe des Wales wider, das aus den Tiefen der Meere gekommen ist, welches er so gekonnt in Szene gesetzt hat. Es handelt sich bei „Leviathan“ von Andrei Swjaginzew um ein geniales Unglück.  Er bezieht Position, und untermauert diese dermaßen eindringlich, wie es bloß mit einem direkten Zugang zur menschlichen Seele möglich gewesen sein konnte.
5 von 5

Bild: Szenenbild aus „Leviathan“ (2014), © 2016 EuroVideo Medien GmbH