Love, Simon

Ab dem 28.06.2018 im Kino

Simon Spier (Nick Robinson), Schüler an einer Highschool in einem Vorort Atlantas, hat ein Geheimnis: Er ist schwul.
Weder seine Familie, noch seine drei besten Freunde, Leah (Katherine Langford), Abby (Alexandra Shipp) und Nick (Jorge Lendeborg) wissen davon. Auf dem Schulblog liest Simon das anonyme Geständnis eines Mitschülers, schwul zu sein. Daraufhin beschließt Simon, per Email Kontakt mit diesem Mitschüler aufzunehmen. Es entwickelt sich rasch eine digitale Brieffreundschaft und bald darauf eine Liebe zwischen zwei Menschen, die nicht wissen, wer hinter dem anderen Bildschirm sitzt.

Anders als viele andere an Jugendliche gerichtete Spiel- und Kurzfilme der letzten Jahre verzichtet Love, Simon darauf, Social Media und Smartphones zu verteufeln. Stattdessen nutzt die romantische Komödie die Gegebenheiten der Moderne auf differenziertere Weise. In einer Szene als Mittel öffentlicher Demütigung, in einer anderen als Möglichkeit, die große Liebe zu finden. Der Film verzichtet nicht nur auf eine oberflächliche Kritik der Internetkultur er stellt auch einen homosexuellen Charakter in den Mittelpunkt. Für eine von einem großen Studio produzierte romantische Komödie fast ein Novum.

In Love, Simon bilden somit zwei Elemente das Zentrum der Geschichte, die in anderen romantischen Komödien der letzten Jahre im besten Falle eine Nebenrolle spielten. Aus reinem Selbstzweck geschieht dies jedoch nicht. Nur durch die Kombination dieser beiden Faktoren kann der Film seine Geschichte erzählen. Die Geschichte zweier Menschen, die ihre Identität geheim halten und sich durch diese Gemeinsamkeit verbunden fühlen. So wirkt der Film oft weniger wie eine klassische Liebeskomödie und vielmehr wie eine Coming -Out-Geschichte.

Diese eigentlich reizvolle Prämisse verkommt jedoch leider schnell zu einer klassisch klischeehaften romantischen Komödie. Nur eben nicht in Schwarz-Weiss, sondern in Regenbogenfarben. Simon verliebt sich in die Person hinter den Emails und Probleme entstehen. Zwar setzen sich auch die zwahlreichen Nebenhandlungen mit einem der zentralen Themen des Filmes, der Akzeptanz der eigenen Identität, auseinander, bedienen sich hierbei jedoch leider bekannter Konventionen und Klischees. Die Nebencharaktere des Films sind ähnlich klischeebeladen und eindimensional wie die Subplots, welche um sie herum konstruiert werden. Dennoch gibt der Film diesen viel Raum. So gelingt es den Darstellern mithilfe ihrer Chemie untereinander und der spürbaren Spielfreude den Zuschauer für ihre Charaktere zu begeistern.Lediglich Simons beste Freund Leah kommt hier etwas zu kurz.

Dem Emailverkehr zwischen Simon und dem anonymen Brieffreund gibt der Film zwar auch ausreichend Zeit, jedoch enden diese intimen Momente der Haupthandlung leider zu selten in kreativen Sequenzen und zu oft in einer stetig fortlaufenden unblutigen und romantisch-kitschigen Variante eines Whodunit-Films. Während auf diese Weise zwar die Spannung konstant aufrecht erhalten werden kann, entzaubert der Film zugleich die aufkeimende Liebe zwischen Simon und dem Unbekannten.

Spoiler-Warnung

Natürlich darf ein Happy End nicht fehlen. Dem voran geht jedoch die bereits aus zahlreichen vergleichbaren Filmen bekannte Phase des absoluten Verlustes:
Der Protagonist ist verlassen, auf sich allein gestellt. Freunde, Familie und neue Lieben haben sich von ihm abgewandt.
Intelligenterweise verzichtet Love, Simon darauf, diese Phase der Geschichte besonders zu zelebrieren oder in die Länge zu ziehen. Wissend um die Vorkenntnisse der Zuschauer wurde diese Phase maximal zurechtgekürzt, sodass der Film möglichst schnell zu seinem schmalzig-schönen Ende kommen kann. Sämtliche noch bestehenden Spannungen und Fragen werden auf einfachste Weise aufgelöst und mit einem Kusspanorama übermalt.
So wird aus einem interessanten Ansatz ein lustiger und unterhaltsamer Wohlfühlfilm. Simon mag von der Person hinter der Idee nicht enttäuscht worden sein. Ich von dem Film hinter der Idee leider schon.