Street Dance: New York
Kinostart 14.07.2016
Willkommen in der fantastischen Welt von Street Dance: New York. Willkommen in einer Welt, in der überteuerter Kaffee getrunken wird. Regisseur Michael Damian präsentiert seine tanzenden und musizierenden Charaktere in einem hochstilisierten Filmspektakel. Wer eine glattgeschliffene, herzlose Plastikwelt erleben möchte, sollte sich entweder eine Spielküche zulegen (etwa die Hape Gourmet Küche in bunt für 99€, www.tausendkind.de), oder diesen Film im Kino sehen! Beides beansprucht die Eigenleistung der Fantasie, damit der Spaß so richtig losgehen kann. Dazu später.
Lifestyle. Dieser Film gehört in eine besondere Kategorie, welche schwierig zu beschreiben ist. Mit dieser Kategorie ist eine spezielle Zielgruppe verbunden. Sie trällern Lieder von High School Musical 3, sind an die übermäßige Nutzung von AutoTune und anderen technischen Hilfsmitteln bei der Produktion ihrer Musik gewöhnt und feiern ganz gehörig, wenn Anna Kendrick und Fat Amy in Filmen, die zumeist mit Pitch beginnen und Perfect aufhören, die Bühne rocken. Was diese Filme attraktiv macht, ist eine bemerkenswerte Unbekümmertheit. Ein Blick durch die rosarote Brille auf die coole Welt des Menschens.
Inhaltlich passiert so einiges. Doch am Ende steht sowieso: „Everything Is Awesome!“. Ruby ist Stipendiatin am Elite-Konservatorium. Johnny ist ein geheimnisvoller Straßengeiger, welcher offenkundig nichts von der Elite hält. Jazzy ist eine Freundin, die ihr Stipendium aufs Spiel setzt, weil sie lieber auf Partytour mit ihrem schnieken, neuen Boyfriend geht. Und Kyle ist der Stargeiger des Konservatoriums, der um die Gunst von Ruby kämpft – und damit letztendlich der Rivale von Johnny ist. Dazu noch eine Handvoll Hip-Hop Tänzer und voila, da haben wir eine ganz schön coole Truppe!
Everything is better when we stick together // Side by side // You and I // Gonna win forever // Let’s party forever
Tja, Ruby steht nun mal auf Johnny. Gemeinsam mit den Hip-Hop Tänzern bereiten sie sich auf einen Wettbewerb vor und treten dort – wer hätte das gedacht – gegen Kyle und seine Elitetruppe an. Ob ich noch verraten muss, wer siegreich aus diesem Aufeinandertreffen hervorgeht? Ich denke nicht. So bemerkt ein Lehrer der alten Schule des Konservatoriums aus den Zuschauerreihen: Wir wollen doch, dass die Kunst sich entwickelt. Der Kampf von Kunst gegen Cool eben.
Fantasie ist notwendig, um die Genialität der exzessiven Klischeehaftigkeit zu erkennen. Zwar ist Street Dance: New York inhaltlich weitestgehend uninteressant, doch verbirgt sich in den Kompositionen der einzelnen Szenen eine Lächerlichkeit, die maßlos unterhält. Und gerade deshalb konnten wir während des Filmes unser Gelächter nicht zurückhalten.
Lächerlich ist, wenn eine Truppe Bauarbeiter aus ihrer Werkbank einen riesigen Ghettoblaster zaubern, und sich dann mit den Street-Rappern ein ordentliches Battle abliefern – natürlich, tanzend. Lächerlich ist, wenn die Kellner auf einer Benefizgala anfangen mit Tellern zu werfen und durch den Saal zu schwingen, während Kyle und Johnny ihre Geigen auspacken, im Kampf um Rubys Gunst. Sehr lächerlich ist, wenn sich die Blicke von Kyle und Ruby das erste Mal treffen. Aber hey, die Szenen bringen Spaß und Regisseur Damian liefert mit der Hilfe des Choreographen Viorel Sergovici ein durchaus unterhaltsames Chaos.
Letztendlich existiert eine Zielgruppe, die Musik und Tanz mit eben solchen Darbietungen verbindet. Und sie denkt sich: Es wäre doch schön, wäre die Welt so frei von sorgen, so berechenbar und einfach. Oder sie denkt inzwischen: Die Welt ist wirklich so. Filme wie diese machen den Eindruck, als wären traumentsprungene Ideen von Höhenflügen greifbare Realität.
Everything is awesome // Everything is cool when you’re part of a team // Everything is awesome // When we’re living our dream
Damit liegt das Hauptaugenmerk auf einer fantastisch ulkigen Komposition der menschlichen Interaktion: Liebe, Tanz, Freundschaft, Rivalität. Wer jedoch eine profunde Auseinandersetzung mit irgendwelchen Ideen und Konzepten haben möchte, der braucht sicherlich anderen Stoff.
Doch man mag es kaum glauben. Street Dance: New York unterhält, nichtsdestotrotz! Schade ist bloß, dass man lacht, weil man sich über den Film lustig macht. Ob das so gewollt war? Ich wage es zu bezweifeln. Ein bisschen mehr „Street“ hätte dem Film sicherlich gut getan. Und am Ende wird man sagen: Das war ja ganz nett. Oder eben: Das war ja ganz cool.
Songtext: Aus „The LEGO Movie“ © 2014 Warner Olive Music LLC Lyrics
Bild: Szenenbild aus „Street Dance: New York“ © 2016 Universum / SquareOne