Mary Poppins‘ Rückkehr
Mary Poppins ist für viele eine Erinnerung an die eigene Kindheit. 1964 entzückten Mary Poppins, Bert, Mr. Banks und Co. Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt. Nun kehrt Mary Poppins auf die Kinoleinwand zurück. 54 Jahre ist die Verfilmung mit Julie Andrews und Dick van Dyke nun her: Damit ist Mary Poppins‘ Rückkehr die bis heute späteste Fortsetzung, die es je von einem Spielfilm gegeben hat. Und die Erwartungen könnten kaum höher sein. Schließlich wurde die Verfilmung aus den 1960er-Jahren mit Auszeichnungen überschüttet, gewann alleine fünf Oscars. Kann die Fortsetzung da mithalten?
Zur Story: 25 Jahre sind vergangen seit Mary Poppins die Familie Banks verließ. Michael und Jane Banks, im Original noch Kinder, sind inzwischen erwachsen geworden. Michael hat inzwischen auch selber drei Kinder, die er nach dem Tod seiner Frau im Haus seines Vaters aufzieht. Unterstützt wird er dabei von seiner Schwester Jane, die sich inzwischen als Gewerkschafterin einen Namen gemacht hat. Die Familie droht ihr Haus zu verlieren und im Chaos zu versinken – bis Mary Poppins zur Familie Banks zurückkehrt.
Die Verneigung vor dem Original
Eine Frage durchzieht die komplette Verfilmung: Wie ähnlich darf eine Fortsetzung dem Original sein? Denn unbestreitbar sind die Parallelen zum Original von 1964: Michael Banks arbeitet genau wie sein Vater George in der Bank. Jane setzt sich als Gewerkschaftlerin für die Rechte der Arbeiter ein, ihre Mutter setzte sich einst für die Frauenrechte ein. Schornsteinfeger Bert, den Dick van Dyke zu einem wahren Sympathieträger hatte werden lassen, wird in Mary Poppins‘ Rückkehr durch den Laternen anzündenden Jack ersetzt. Diesmal gibt es deshalb keinen Tanz der Schornsteinfeger über den Dächern von London, sondern einen feurigen Tanz der Laternenanzünder. Der vor Lachen an der Decke schwebende Onkel Albert wird ersetzt durch Mary Poppins skurrile Cousine Topsy, bei der sich die Welt in regelmäßigen Abständen einfach auf den Kopf stellt.
Und auch Mary Poppins Sprung in die Zeichentrick-Welt fehlt nicht. Diesmal taucht sie mit Michaels Kindern nicht in Wandmalereien von Schornsteinfeger Bert ein, sondern in die Welt einer bemalten Schale ein. Unterlegt wird die Geschichte von einem Soundtrack, der sich ebenfalls stark am Original bedient. Es gibt die ruhigen Lieder zum Nachdenken, die verrückte Spaßnummern und zudem Anklänge der Musik aus dem ersten Teil von 1964.
Die nostalgische Weiterführung
Der Gedanke liegt nun nahe, dass Mary Poppins‘ Rückkehr ein ziemlich dreistes Remake ist. Aber dem ist nicht so. Denn natürlich sind die Ähnlichkeiten zum ersten Teil vorhanden, dennoch erzählt der Film eine eigenständige Geschichte, die auch Dinge bietet, dieder erste Teil nicht geboten hat. Es gibt diesmal eine kleine Liebesgeschichte, ein liebevoll inszeniertes Badeabenteuer und einen nahezu spektakulären Kampf gegen die Zeit, der sich am Big Ben zuspitzt. Zudem bekommen bereits bekannte Charaktere wie der verrückte Seemann, der vom Dach seines Hauses zur vollen Stunde eine Kanonensalve abfeuert, mehr Aufmerksamkeit.
Regisseur Bob Marshall weiß wie er sowohl neue Fans für Mary Poppins Abenteuer gewinnen als auch Fans des ersten Teils für Teil zwei begeistern kann. Das zeigt sich gerade beim Ausflug in die Zeichentrick-Welt, bei der sich die inzwischen natürlich weit fortgeschrittene Technik bewusst zurückhält und so einen wirklichen Nostalgie-Charme erzeugt. Mary Poppins‘ Rückkehr ist deshalb eine echte Hommage ans Original und gleichzeitig eine gelungene Fortsetzung.
Ab dem 20.12. im Kino.
Beitragsbild: © Walt Disney