Der Nachtmahr
Jeder, der Filme liebt, scheint sie zu hassen: Die deutsche Filmlandschaft. Dies mag jedoch kaum mit einer grundsätzlichen Abneigung gegenüber allem in Deutschland Produziertem zusammenzuhängen, sondern vielmehr mit dem frustvollen Unverständnis für die Tatsache, dass es in Deutschland heutzutage nur möglich scheint, ‚typisch deutsche‘, „lustige“ Komödien abzudrehen. Nur wenige Filme, wie zuletzt Victoria oder auch Das Leben der Anderen, die aufgrund ihres einer Anomalie gleichenden Status‘ umso mehr bejubelt werden, bilden die zu jeder Regel gehörende Ausnahme.
Auch im Kinojahr 2016 war die Lage für Kinoenthusiasten, die sich nach einem guten deutschen Machwerk abseits des Mainstreams sehnten, bisher eher dürftig. Schlechte deutsche Komödien, wie etwa Gut zu vögeln oder Frauen, um nur zwei der vielen Beispiele zu nennen, wurden hingegen leider wieder zu Hauf produziert. Gerade deshalb war die Erwartung und Vorfreude auf den neuen Film von Achim Bornhak groß. Nicht nur, dass der Nachwuchsregisseur für seinen Diplomfilm bereits für einen Oscar nominiert war, auch die Tatsache, dass es sich bei Der Nachtmahr um einen Film handelt, der keinem in Deutschland größer vertretenem Genre zugeordnet werden kann, ließen die Vorfreude steigen. Auch, wenn ‚Akiz‘, wie der Regisseur und Drehbuchautor mit Künstlernamen heißt, mit seinem Film nicht die qualitativen Maßstäbe von Victoria oder Das Leben der Anderen erreicht, so stellt sein Film doch einen Schritt in die richtige Richtung dar und ist als geglücktes Experiment zu bewerten.
Der Nachtmahr handelt von der 17-jährigen Tina. Diese wird von einem Nachtmahr geplagt, den außer ihr niemand anderes je erblickt. Während die Teenagerin sich anfangs vor ihm fürchtet und versucht, ihn loszuwerden, entwickelt sie im Verlaufe der Handlung eine liebevolle Beziehung zu ihm. Bornhak nutzt Tinas Beziehung zu der Kreatur als Metapher um auf diese Weise mit Der Nachtmahr eine eigentlich recht klassische Coming of age Geschichte zu erzählen. Er nutzt sowohl Farben als auch Klang auf geschickte Weise um seine Gedanken zu vermitteln. Doch vergisst er, dabei auch gleichzeitig eine spannende Geschichte zu erzählen.
Nach wenigen Minuten kann der Zuschauer sämtliche Entwicklungen ziemlich genau vorhersagen. Trotzdem Achim Bornhak die Metapher, Klang und Farben geschickt nutzt, verliert das Gesehene dadurch schnell an Bedeutung. Der Nachtmahr ist kein dummer Film, ist aber somit beleibe kein sonderlich cleverer.
Ein gewagter Versuch seitens des Künstler, der aber aufgrund anscheinend fehlender Ambition, wirklich etwas Großartiges zu schaffen, nur als solide zu bewerten ist.
Beitragsbild: Pressematerial zu „Der Nachtmahr“ © Koch Films, 2016