Familie zu vermieten

Ab 31.03.2016 im Kino

Wer Innovation erwartet, wird von Familie zu vermieten enttäuscht sein. Viel genauer als Regisseur und Drehbuchautor Jean-Pierre Améris es tat, kann man sich kaum an der Standardrezeptur einer RomCom orientieren. Kein ungewöhnlicher Betrachtungswinkel, keine kreativen erzählerischen Kniffe, keine großartigen neuen Einfälle erwarten den Zuschauer hier. Doch darum geht es Améris auch nicht.

Ihm reicht es, die klassische, allseits bekannte Geschichte erzählen und er hält anscheinend die von ihm geschaffene Welt und die Charaktere für liebenswert genug, als dass sie den Film, trotz eventueller Beliebigkeit der Grunderzählung, tragen können. Ein hohes Risiko, könnte der Film doch leicht in der Masse beliebiger romantischer Komödien untergehen. Doch seine Rechnung geht auf: Familie zu vermieten funktioniert.

Wir beobachten den reichen, aber einsame Paul-André, dessen einziger sozialer Kontakt sein Butler zu sein scheint, dabei, wie er Violette, arme, alleinerziehende Mutter, dafür bezahlt, die Rolle des Vaters in ihrer Patchworkfamilie einnehmen zu dürfen. Dieses ‚Familienexperiment‘ bringt natürlich einige Schwierigkeiten mit sich. Nicht nur, dass Violettes Kinder bald beginnen Verdacht zu schöpfen. Sie selbst nimmt das ‚Projekt‘ kaum ernst. So verbringt sie Nächte zu Paul-Andrés großer Enttäuschung lieber mit Feiern, als im Ehebett. Als aus der gemieteten, gespielten Liebe schließlich wahre Zuneigung erwächst, stößt das Paar auf beidseitigen familiären Widerstand.

Ähnlich wie Silver Linings, das eine vergleichbar austauschbare Handlung vorweist, wird auch Familie zu vermieten hauptsächlich durch die Leistung der Hauptdarsteller getragen. Virginie Efira (Birnenkuchen mit Lavendel) und Benoît Poelvoorde verleihen mit ihrer Darstellung den eigentlich sehr platt und klischeehaft gezeichneten Charakteren Leben. Erst durch ihre Darbietung wirkt die Komik und erst durch sie schließen wir Paul-André und Violette in unser Herz. Hinzu kommt, dass offensichtlich nicht nur die Darsteller, sondern auch der Regisseur große Freude beim Inszenieren des Filmes hatten. Auch wenn viele Witze, wie die sich ewig wieder öffnende kaputte Kühlschranktür, lediglich ein kleines Schmunzeln hervorrufen, merkt man doch, mit welcher Freude Jean-Pierre Améris arbeitet. Seine Begeisterung für das, was er selber schafft, überträgt sich schließlich auf den Zuschauer. Sein Enthusiasmus ist ebenso ansteckend wie der der Hauptdarsteller.

Familie zu vermieten bleibt dennoch, mangels Innovation, weit davon entfernt, wahre Kunst zu sein. Wer sich jedoch einfach einen unterhaltsamen, liebenswerten Film erhofft, der wird nicht enttäuscht werden.

 

 

Bild entnommen aus dem Trailer von „Familie zu vermieten“ © 2015 STUDIOCANAL

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