Legend

Der gleiche Schauspieler, in zwei unterschiedlichen Rollen, im gleichen Film. Auch wenn dieses Gimmick dem Publikum spätestens seit The Parent Trap (1961) bekannt ist, so weiß es doch immer noch zu faszinieren. Gerade, wenn es sich um einen Schauspieler vom Kaliber eines Tom Hardy handelt. Spätestens mit seiner Rolle in No Turning Back (2013) hat Hardy sich als vollwertiger Charakterdarsteller etabliert. In Legend ist er nun in zweifacher Ausführung zu sehen. Zum einen in der Rolle des Reggie Kray, eines Londoner Gangsters der 50er und 60er Jahre. Zum anderen in der des Ron Kray, Reggies psychisch gestörtem Zwillingsbruder, ebenfalls Gangster.
Der Film erzählt vom Aufstieg der beiden Zwillingsbrüder in der Londoner Unterwelt. Dabei wird die Beziehung der beiden Brüder immer wieder auf die Probe gestellt, wobei Rons aggressives, unüberlegtes und auch kindisches Verhalten oft Auslöser des Konfliktes ist.
Bei all dem Leid, die Rons Handlungen für Reggie bringen, unterhalten sie jedoch enorm. Der schwierige Spagat zwischen Gewalt und Witz gelingt zumindest in der ersten Hälfte des Filmes gut.
Die überzeichnete Darstellung, insbesondere von Ron Kray, verleiht dem Film notwendige Lebendigkeit und Kurzweiligkeit, ohne dass er zu sehr ins Absurde und somit Langweilige abgleitet, wie etwa ein Machete Kills (2013).
Die zweite Hälfte enttäuscht jedoch aus mehreren Gründen.
Der Humor, der der ersten Hälfte ihre Spritzigkeit verleiht, fehlt ihr fast gänzlich. An seine Stelle treten Dramatik und Emotionalität.
Doch dem Film fehlt das nötige Fundament, damit dieser Stimmungswechsel funktionieren kann. Es mangelt an Substanz, an Grundlage für die Emotion. Zwar versucht der Film diese durch Voice Over Erzählungen von Reggies Frau, Francis (Emily Browning), zu schaffen, doch der Versuch scheitert. Sie erzählt von dem Gewicht, das das Geschehene hat, aber der Zuschauer sucht vergeblich danach. Weder schafft es Regisseur Brian Helgeland dieses auch visuell zu verdeutlichen, noch werden dramatische Höhepunkte inhaltlich ausreichend vorbereitet.
Dadurch fehlt dem Zuschauer der Grund, sich für diese wirklich zu begeistern und der Film beginnt zu langweilen.
An die Stelle des Witzes tritt in der zweiten Hälfte so nicht die Emotion und Dramatik, sondern die Langeweile.
Auch der Soundtracks und die Filmmusik, die Carter Burwell komponierte enttäuscht. Die musikalische Untermalung bleibt plump, wiederholt nur das, was der Zuschauer bereits sieht und hört. Die Möglichkeit, dem Film das nötige Gewicht zu verleihen oder gar eine zusätzliche Bedeutungsebene hineinzutragen, wird verpasst. Bei vielen anderen Filmen wäre dies unproblematisch, doch gerade Legend hätte eine solche herausragende musikalische Arbeit, aufgrund der oben angesprochenen fehlenden Substanz, geholfen.

So ist Legend nicht nur ein schlechter, sondern auch ein enttäuschender Film geworden. 60 Minuten mag er unterhalten, aber das was folgt langweilt nicht nur. Es verdirbt einem im Nachhinein die Freude an der ersten Hälfte des Filmes, macht es doch erst deutlich, wie substanzlos das Gesehene war. Eine doppelte Verschwendung von Tom Hardys Talent.

 

Bild: Aus „Legend“, © Studiocanal, 2015

 

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