Rockabilly Requiem

Ab dem 09.06.2016 im Kino

Wie schön wäre es gewesen, die Kritik zu diesem Film mit dem schlechten Wortspiel „Dieser Film rockt“ zu beginnen. Stattdessen muss man feststellen, dass Rockabilly Requiem den Zuschauer zwar nicht zu Grabe trägt, ihn aber zumindest durch pure Langeweile in den Schlaf wiegt.

Tim Müller-Edenborn, der hier sowohl Regie führte, als auch in Zusammenarbeit mit John Brühn das Drehbuch schrieb, erzählt die 1982 in Deutschland angesiedelte Geschichte der beiden Heranwachsenden Hubertus und Sebastian. Die beiden werden vereint durch ihre Vorliebe für Rock’N’Roll, ihre Ablehnung gegenüber ihren Eltern und ihren gemeinsamen Schwarm Debbie.

Der Schwerpunkt des Films liegt ganz klar auf dem Versuch der Beiden aus dem Korsett der (vorgespielten) Spießbürgerlichkeit, welches ihre Eltern schnüren, zu entkommen. Ihre Band, die „Rebels“ ist für sie ebenso ein Symbol ihrer Freiheit, wie die gemeinsamen Ausflüge mit Debbie und die darin angeschlossenen Besuche bei ihrem tätowierenden Onkel. Um den Zuschauer an diesem Gefühl der Freiheit teilhaben zu lassen tränkt Müller-Edenborn die gezeigten Bilder in einen Tuschkasten voller Farben, die an Intensität kaum zu überbieten sind. Bedauernswert nur, dass es dem Regisseur nicht gelingt, den bunten Bildern Bedeutung zu verleihen. Die Charaktere sind eindimensionalst gezeichnet, da sich der Film kaum Zeit für ruhige Interaktionen zwischen diesen nimmt. Die Szenen, in denen man sich darum bemüht, wirken nicht, scheinen die Dialoge doch aus den Fetzen alter Groschenromane zusammengesetzt zu sein. Die Charaktere des Films sind somit nicht authentisch, sondern ähnlich klischeehaft und einseitig wie die Figuren eines Kasperletheaters.

Die von ihnen erlebte Freiheit nimmt man zwar wahr, aber man fühlt nicht mit, wodurch der Freiheitsdrang von Hubertus und Sebastian aufgesetzt wirkt, was ihnen als Charakteren wiederum weitere Tiefe nimmt.

Die Momente der Unterdrückung, welche die Beiden, insbesondere Hubertus, immer wieder erleben, sind zwar, objektiv betrachtet, dramatisch, wirken aber nicht so. Hubertus Vater wirkt wie die Parodie des Klischees vom „strengen, konservativen Vater“. Verprügelt er seinen Sohn, geht einem dies nicht nah, im Gegenteil, es ist einem vollkommen egal, so unauthentisch wirken Charaktere und Situation.

Rockabilly Requiem ist somit nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Ereignissen, bei denen man sich die ganze Zeit fragt, warum man sich eigentlich für das interessieren soll, was man gerade sieht.

 

 

Beitragsbild: Pressematerial zu „Rockabilly Requiem“ © ROBERT TÖBBE 2016

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