Oscarverleihung 2016 – Vorhersage

Am Sonntag hat das lange Warten ein Ende, der Superbowl aller Filmfans findet statt: Die alljährliche Oscarverleihung. Im letzten Jahr war das Rennen in den meisten Kategorien zu diesem Zeitpunkt quasi schon entschieden, Alejandro G. Iñárritus Birdman galt als klarer Favorit. Obwohl sich auch dieses Jahr mittlerweile wieder ein voraussichtlicher Sieger herauskristallisiert hat, ist das Ergebnis noch wesentlich offener als vergangenes Jahr war. Mehr dazu in der Vorhersage für die einzelnen Kategorien:

Best Picture
The Big Short
Bridge of Spies
Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten
Mad Max: Fury Road
Der Marsianer – Rettet Mark Watney
Raum
The Revenant – Der Rückkehrer
Spotlight

Der Verleihung des wichtigsten Preises des Abends wird wohl auch das spannendste Rennen werden. The Big Short gewann den PGA-Award, Spotlight den SAG-Ensemble-Award, The Revenant räumte bei den BAFTA-Awards ab. Die drei Hauptindikatoren für diese Kategorien weisen also auf drei unterschiedliche Filme. Am wahrscheinlichsten halte ich den Sieg von The Revenant, konnte doch Regisseur Alejandro González Iñárritu den DGA-Award gewinnen. Auch fuhr der Film die meisten Nominierungen ein.
Alternativ: The Big Short


Best Director
Adam McKay – The Big Short
George Miller – Mad Max: Fury Road
Alejandro González Iñárritu – The Revenant – Der Rückkehrer
Lenny Abrahamson – Room
Tom McCarthy – Spotlight

Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Alejandro González Iñárritu am Sonntag Geschichte schreibt und der seit 1950 erste Regisseur wird, der diese Kategorie zwei Jahre hintereinander gewinnt. Er gewann diese Kategorie bei den Golden Globes und den BAFTA-Awards und sicherte sich außerdem den DGA-Award.
Alternativ: George Miller – Mad Max: Fury Road


Best Actor
Bryan Cranston – Trumbo
Matt Damon – Der Marsianer
Leonardo DiCaprio – The Revenant
Michael Fassbender – Steve Jobs
Eddie Redmayne – The Danish Girl

Die ganze Welt spricht davon, dass dies „Leos Jahr“ sei. Er gewann bisher in dieser Kategorie bei nahezu allen relevanten Preisverleihungen. DiCaprios Fluch wird in der Nacht von Sonntag auf Montag gebrochen.
Alternativ: –


Best Actress
Cate Blanchett – Carol
Brie Larson – Raum
Jennifer Lawrence – Joy
Charlotte Rampling – 45 Years
Saoirse Ronan – Brooklyn

Larson Sieg ist neben DiCaprios der zweite, der als sicher gelten kann. Sie gewann bei den Golden Globes, den BAFTA-Awards und den SAG-Awards. Nicht ohne Grund gewinnt man bei Wettanbietern für jeden auf sie gesetzten Euro bei ihrem Sieg nur sechs Cent.
Alternativ: –


Best Supporting Actor
Christian Bale – The Big Short
Tom Hardy – The Revenant
Mark Ruffalo – Spotlight
Mark Rylance – Bridge of Spies
Sylvester Stallone – Creed

Eine der schwierig vorherzusagenden Kategorien. Mark Rylance konnte sich bei den BAFTA-Awards durchsetzen, verlor aber bei den SAG-Awards gegen Idris Elba, der hier gar nicht nominiert ist. Stallone gewann bei den Golden Globes, war aber weder für einen SAG-Award noch einen BAFTA-Award nominiert. Außergewöhnlich und ihm sicherlich zu Gute kommend ist jedoch, dass Stallone für die gleiche Rolle bereits 1976 oscarnominiert war.
Alternativ: Sylvester Stallone


Best Supporting Actress
Jennifer Jason Leigh – The Hateful Eight
Rooney Mara – Carol
Rachel McAdams – Spotlight
Alicia Vikander – The Danish Girl
Kate Winslet – Steve Jobs

Vikander scheint der Liebling der diesjährigen Awardsaison zu sein. Sie gewann nicht nur bei den SAG-Awards, bei den BAFTA-Awards und den Golden Globes war sie sogar jeweils gleich zweimal nominiert. Als Beste Hauptdarstellerin für ihre Darstellung in The Danish Girl und als Beste Nebendarstellerin in Ex Machina. Dort musste sie sich beide Male Kate Winslet geschlagen geben, die somit als einzig ernstzunehmende Konkurrentin Vikanders gelten mag.
Alternativ: Kate Winslet


Best Original Screenplay
Matt Charman, Ethan und Joel Coen – Bridge of Spies
Pete Docter, Meg LeFauve, Josh Cooley – Alles steht Kopf
Alex Garland – Ex Machina
Jonathan Herman, Andrea Berloff – Straight Outta Compton
Josh Singer, Tom McCarthy – Spotlight

Spotlight gewann sowohl bei den WGA-Awards als auch bei den BAFTA-Awards und galt lange Zeit als Favorit in der Kategorie Best Picture. Es ist somit nicht davon auszugehen, dass sich hier ein anderer Film durchsetzt.
Alternativ: Alle steht Kopf


Best Adapted Screenplay
Emma Donoghue – Raum
Drew Goddard – Der Marsianer
Nick Hornby – Brooklyn
Phyllis Nagy – Carol
Charles Randolph, Adam McKay – The Big Short

The Big Short ist in dieser Kategorie genau das, was Spotlight bei den Originaldrehbüchern ist. Einzig Emma Donoghues Drehbuch für Raum traue ich zu hier für eine Überraschung zu sorgen, ist der Film innerhalb der Academy erstaunlich beliebt, wie sie Nominierung in nahezu allen wichtigen Kategorien beweist.
Alternativ: Raum


Best Animated Feature Film
Anomalisa
Der Junge und die Welt
Alles steht Kopf
Shaun das Schaf – Der Film
Erinnerungen an Marnie

Es gilt mittlerweile als Running Gag, dass jedes Jahr, sofern ein Film von ihnen erscheint, Pixar in dieser Kategorie gewinnt. Dass nun ausgerechnet der Film, der als Pixars kleines Comeback gilt, nicht ausgezeichnet wird, scheint absurd. Hinzu kommt, dass Alles steht Kopf bisher bei allen wichtigen Preisverleihungen gewann und sogar in der Kategorie Best Original Screenplay nominiert ist.
Alternativ: Anomalise


Best Foreign Language Film
Der Schamane und die Schlange – Kolumbien
Mustang – Frankreich
Saul fia – Ungarn
Theeb – Jordanien
Krigen – Dänemark

Saul fia galt zeitweise als Anwärter auf eine Nominierung in der Kategorie Best Picture. Dies allein verdeutlicht, dass der Film, der vergangenes Jahr den Großen Preis der Jury in Cannes gewann hier als klarer Favorit zu gelten hat.
Alternativ: Mustang


Best Original Score
Ennio Morricone – The Hateful Eight
Thomas Newman – Bridge of Spies
Jójann Jóhannsson – Sicario
John Williams – Star Wars: Das Erwachen der Macht
Carter Burwell – Carol

Morricone, der Ikone der Italo-Western Musik gilt, ist dieses Jahr zum sechsten Mal für einen Oscar nominiert. Gewonnen hat er nie, lediglich einen Ehrenoscar erhielt er im Jahr 2007 für sein Lebenswerk. Die Academy scheint ihn zu mögen und wird die Möglichkeit ihm endlich einen „richtigen“ Oscar zu verleihen nicht ausschlagen.
Alternativ: Carol


Best Sound Editing
Mad Max: Fury Road
Der Marsianer
The Revenant
Sicario
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Mad Max: Fury Road scheint unglaublich beliebt zu sein, ergatterte es doch dieses Jahr die zweitmeisten Nominierungen. Da man sich zu scheuen scheint, den Film in den wichtigen Kategorien auszuzeichnen, das zeigen zumindest bisherige Preisverleihungen, scheinen die technischen Kategorien der passende Ort zu sein, um Mad Max zu würdigen.
Alternativ: The Revenant


Best Sound Mixing
Bridge of Spies
Mad Max: Fury Road
Der Marsianer
The Revenant
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Bei den CAS-Awards konnte sich The Revenant durchsetzen und auch bei den BAFTA-Awards gewann der Film in der Kategorie Best Sound. Mad Max wird vermutlich mindestens eine der beiden Sound-Kategorien an The Revenant abgeben müssen.
Alternativ: Mad Max: Fury Road


Best Production Design
Bridge of Spies
The Danish Girl
Mad Max: Fury Road
Der Marsianer – Rettet Mark Watney
The Revenant – Der Rückkehrer

Bei den BAFTA-Awards gewann Mad Max diese Kategorie und scheint damit prädestiniert, auch bei den Oscars abzuräumen. Die generelle Awardstärke von The Revenant und das schon aufgrund seines Charakters als Historiendramas relevante The Danish Girl könnten Mad Max jedoch noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Alternativ: The Danish Girl


Best Cinematography
Roger Deakins – Sicario
Ed Lachman – Carol
Emmanuel Lubezki – The Revenant
Robert Richardson – The Hateful Eight
John Seale – Mad Max: Fury Road

Roger Deakins, der mittlerweile zum 13. Mal nominiert ist, aber noch nie gewann wird voraussichlich auch am Sonntag mit leeren Händen nach Hause gehen müssen, während Lubezki, gestärkt durch den Gewinn des ASC-Awards (American Society of Cinematographers – Awards), wohl zum dritten Mal in drei Jahren den Sieg in dieser Kategorie einfahren wird.
Alternativ: Mad Max: Fury Road


Best Makeup and Hairstyling
Mad Max:Fury Road
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
The Revenant –  Der Rückkehrer

Ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Oscarfavorit und Publikumsliebling. Ich halte den Sieg von The Revenant für einen Hauch wahrscheinlicher, gegeben durch seinen Status als Favorit in den wichtigen Kategorien des Abends.
Alternativ: Mad Max: Fury Road


Best Costume Design
Carol
Cinderella
The Danish Girl
Mad Max: Fury Road
The Revenant

The Danish Girl ist ein Historiendrama und der Film gespickt von zahlreichen Kleidern unterschiedlichster Art. Alleine dadurch verdient es sich schon die Favoritenposition. Es wäre aber nicht verwunderlich, würde Mad Max: Fury hier den Sieg holen, sticht er doch von allen Kandidaten hier am deutlichsten aus der Masse heraus.
Alternativ: Mad Max: Fury Road


Best Film Editing
The Big Short
Mad Max: Fury Road
The Revenant
Spotlight
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Sowohl Mad Max: Fury Road als auch The Big Short gewannen bei den ACE-Awards (American Cinema Editor – Awards) in ihrer Kategorie, vermutlich wird es sich also zwischen den beiden entscheiden. The Big Short räume ich etwas bessere Chancen ein, scheint die generelle Zustimmung für den Film doch größer. Das deutet zumindest der Sieg bei den PGA-Awards an.
Alternativ: Mad Max: Fury Road


Best Visual Effects
Ex Machina
Mad Max: Fury Road
Der Marsianer -Rettet Mark Watney
The Revenant – Der Rückkehrer
Star Wars: Das Erwachen der Macht

Star Wars Sieg in dieser Kategorie bei den BAFTA-Awards scheint zu zeigen, dass der Film, trotz seines im Sterben liegenden Award-Momentums noch populär genug ist, um in dieser Kategorie zu siegen. Dicht auf den Fersen befindet sich jedoch Mad Max: Fury Road. Dessen Momentum und Beliebtheit bei Award-Verleihungen ist deutlich größer, was zahlreiche Auszeichnungen bei Kritikerawards und zehn Oscarnominierungen zeigen..
Alternativ: Mad Max:Fury Road


Es bleibt zu hoffen, dass Chris Rock als Host dieses Jahr eine bessere Figur abgibt, als Neil Patrick Harris es vergangenes Jahr tat. Genügend Stoff für einen unterhaltsamen Abend ist gegeben, alleine die #oscarssowhite-Debatte bietet reichlich komödiantisches Potential.

 

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