Gut zu Vögeln

Merlin hat es nicht leicht. Zwei Wochen vor der geplanten Hochzeit mit ihrem Verlobten, sagt er diese ab. Per SMS. Mitten angekommen in der Quarter-Life-Crisis, zieht Merlin in die WG, aus der ihr Bruder gerade auszieht. Während Nuri, ihr schwuler, türkischer Mitbewohner sie mit offenen Armen empfängt, ist Jacob wenig begeistert von der neuen Mitbewohnerin, kennt er sie doch aus Kindertagen und mochte sie schon damals nicht.

Mehr vom Inhalt des Filmes möchte ich hier nicht preisgeben, aber es sei so viel gesagt:
Wer denkt, er weiß genau, in welche Richtung sich der Film entwickeln wird, liegt goldrichtig. Zwar hat die Geschichte ein oder zwei „überraschende Wendungen “(insofern man noch nie eine romantische Komödie sah), im Grunde ist sie aber nach dem gleichen Muster aufgebaut, das schon von Filmen aus aller Welt vielfach bekannt ist.

Das alleine reicht jedoch noch nicht, um einen Film das qualitative Genick zu brechen. Schließlich zeigte zuletzt Silver Linings Playbook (2012), wie trotz dieses narrativen Standardgerüsts eine bewegende und inspirierende Geschichte charmant erzählt werden kann.

Gut zu Vögeln gelingt das jedoch in keiner Weise, ist doch nahezu jeder Aspekt des Films von Grund auf schlecht. Die Regie- und Drehbucharbeit, die Mira Thiel hier mit ihrem Kinodebüt abliefert, ist lachhaft. Gefühlt alle fünf Minuten versucht sie die Aufmerksamkeit des Zuschauers mit kleinen „Musikvideos“ zurückzugewinnen. Ein bekanntes Pop- oder Schlaglied, dazu Zeitlupen-Aufnahmen, Collagen, oder One-Takes, daraus scheint der Film fast ausschließlich zu bestehen. Dazwischen werden „lustige“ Szenen gequetscht, die aus einem schlechten Adam Sandler Film stammen könnten. Wer stumpfen Fäkalhumor mag, wird an Gut zu Vögeln seine Freude haben. Der Schnitt zu einem Mann, der in eine Tüte kotzt, wobei Brocken an seinem Kragen hängen bleiben? Lustig. Eine Frau die Durchfall hat und geräuschvoll auf der Toilette daran verzweifelt? Noch lustiger!

Noch mehr häufen sich jedoch verbrauchte Internetwitze, die jeder, dank der emsigen Facebook-Freunde, die diese Teilen, mittlerweile dutzende Male gesehen hat. Umrandet werden diese beiden Humor-„Stilrichtungen“ von Witzen, die das Klischee nennen und meinen, dies alleine würde reichen, den Zuschauer zum Lachen zu bewegen. Schau an, das Model ist dumm. Lustig. Ach sieh, die Ehefrau ist extrem eifersüchtig. Lustig!

Das einzig positive, dass dem Film abzugewinnen ist, ist die darstellerische Leistung Anja Kauers, die Merlin verkörpert. Sie spielt die Rolle so charmant wie es der sie umgebende Film ihr erlaubt, wobei sie davon profitiert, dass ihr Charakter stellenweise wirklich gut geschrieben ist. Merlins Humor, der sich in ihren Dialogen wiederfindet, wirkt teilweise improvisiert und überraschend natürlich.

Abgesehen davon bietet Gut zu Vögeln nichts, das rechtfertigt, ihn zu schauen. Der Humor bewegt sich fast ausschließlich auf dem Niveau Adam Sandlers schlechtesten Leistungen. Die Geschichte ist beliebig und die Dramatik, um die der Film sich in manchen Momenten bemüht, funktioniert nicht, ist sie doch umgeben von einem großen Haufen Scheiße. Lustig!

 

 

Bild: Szenenbild aus „Gut zu Vögeln“ (2015) © 2015 Constantin Film Verleih GmbH

 

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