Paddington

Auf DVD/Blu-ray erhältlich

Paddington (2014)
Die Heimat liegt in Trümmern. Es bleibt keine andere Wahl als die Heimat zu verlassen. Da die verbliebenen Familienmitglieder sind zu alt und schwach um die Reise anzutreten und so macht sich der junge, männliche Flüchtling alleine auf den Weg nach Europa. Hoffend auf ein besseres Leben, eine Zukunft.

Schließlich in London angekommen muss er feststellen, dass die meisten Menschen hier für Seinesgleichen wenig übrig haben. Die große Masse versucht ihn zu ignorieren oder ihm aus dem Weg zu gehen. Einige wollen ihn möglichst schnell wieder loswerden, aus der Angst heraus, es würden noch mehr seiner Art nachkommen und ihre geliebte Heimat verunstalten. Nur wenige empfangen ihn mit offenen einladenden Armen.

Was sich wie der Klappentext der Autobiographie eines syrischen Flüchtlings liest, ist in Wahrheit eine möglichst allgemein gehaltene Zusammenfassung der ersten Hälfte des Filmes „Paddington“. Es ist erschreckend, wie viele Parallelen zur aktuellen Flüchtlingskrise man beim Schauen des Filmes entdeckt.

Doch neben der schon beeindruckenden Tatsache, dass es dieser Film zustande bringt, diese in ihren Grundzügen für Kinder verständlich zu erklären, überzeugt er auch sonst in großen Teilen.

Leicht hätte diese filmische Neuauflage der zwischen 1958 und 1979 erscheinenden Kinderbuchreihe von Michael Bond ein generischer Kinderfilm werden können, mit dem das Filmstudio in der Kinowintersaison versucht ein paar schnelle Dollar zu verdienen. Doch was hier geschaffen wurde, ist vermutlich einer der erfrischendsten und besten Kinderfilme der letzten Jahre.

Das größte Lob muss hier Paul King ausgesprochen werden, dessen Inszenierung dem Film erst die Lebendigkeit und Spritzigkeit verleiht, der ihn von so vielen anderen Filmen abhebt. Der Verzicht auf die Kategorisierung als Kinderfilm erfolgt hier bewusst. Kaum ein anderer Film des letzten Jahres nutzt das Bild so geschickt und innovativ, um die Geschichte zu erzählen. King verzichtet hier auf Konventionen und zeigt von Szene zu Szene, wie gut er die Vorteile, die ihm das Medium Film bietet, verstanden hat. Besonders sticht hier unter anderem die Verwendung des Wandgemäldes eines Baums im Hause der Familie Brown heraus. Je nachdem, wie sich die Stimmungslage der Pflegefamilie des Problembären und Flüchtling Paddington ändert, so verändert sich auch der Baum. Blätter fallen aus, Knospen sprießen, ein leichter Wind weht durchs Geäst, immer abhängig von der Stimmung der Browns.

Es sind solche und andere einfache visuelle Mittel, die dem Film seinen Charme verleihen. Je länger man den Film schaut, desto häufiger fragt man sich, wieso nicht auch andere Regisseure auf abwechslungsreichere Mittel zurückgreifen.

King begreift, dass auch wenn er für sein Publikum, Kinder, an einfachere erzählerische Mittel gebunden ist, diese dennoch nicht immer die gleichen sein müssen. Gerade visuell ist deutlich mehr Abwechslung, die man in den letzten Jahren in Kinderfilmen oft vermisste, möglich und der Regisseur und Drehbuchautor beweist dies mit Bravour.

Allgemein ist die Optik des Films seine große Stärke. Paddington sieht kuschelig aus, alles ist sehr farbenfroh und, wie oben beschrieben, hervorragend inspiriert inszeniert.

Was als Schwäche in Erinnerung bleibt ist jedoch der recht gewöhnliche und klischeehafte Plot in der zweiten Hälfte des Films, ebenso wie die Charaktere, die kaum über die Dimension des Abziehbildchens hinausgehen. Beide Schwächen fügen sich zwar gut in die puppenhausartige Optik des Films ein, hinterlassen jedoch eine gewisse Enttäuschung, gerade da sie im Kontrast zur inspirierten visuellen Inszenierung stehen.

Nichtsdestotrotz stellt Paddington ein charmantes, wunderbares Wohlfühlerlebnis für kleine und ganz große Kinder dar.

Bild: Aus „Paddington“, © Heyday Films, StudioCanal , 2014

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