The Midnight Sky (2020)

Die Story

Astronom Augustine Lofthouse versucht verzweifelt die Raumschiffcrew um die Astronautin Sully zu erreichen. Sie befindet sich auf dem Rückweg von einer erfolgreichen Erkundungsmission des Jupitermonds K23 – er war einst von Lotfhouse als möglicher neuer Lebensraum ausgemacht worden. Doch während ihrer Abwesenheit ist die Erdoberfläche zunehmend unbewohnbar geworden. Nur an den Polkappen gibt es noch genügend Sauerstoff, um zumindest kurzfristig zu überleben. Lofthouse will die Crew warnen. Er macht sich auf den Weg zur nächstgelegenen Wetterstation, um von dort Kontakt zu Sully und den anderen Raumfahrern aufzunehmen. Doch das Raumschiff kommt vom Kurs ab und gerät in einen Meteoritenschauer.

Hintergrund

Der Film basiert auf dem Roman „Good Morning, Midnight“ der US-amerikanischen Autorin Lily Brooks-Dalton. George Clooney sicherte sich für den Streaming-Dienst Netflix die Rechte am Buch und ist Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller (als Augustine Lofthouse) zugleich.

Der erste Eindruck

Die ersten Bilder aus dem Trailer, den Netflix im Oktober veröffentlichte, machten neugierig. Atemberaubende Welttraumaufnahmen, aber auch furiose Action-Szenen in der Schwerelosigkeit wechselten sich mit Tristesse-Bildern auf der Erde ab. Erinnerungen an „Interstellar“ (ein Oscar und vier weitere Nominierungen) und Gravity (ebenfalls mit George Clooney, dazu sieben Oscars) kamen auf. „The Midnight Sky“ wurde zwischenzeitlich bereits aussichtsreicher Kandidat für einen Oscar gehandelt. Kann der Film also diesen Vorschusslorbeeren gerecht werden?

Kritik

Kurz gesagt: Nein, kann er nicht. Das liegt natürlich zum einen an der fehlenden Kinoleinwand. Denn die Bilder aus dem Weltraum begeistern eigentlich, auch wenn der Trailer die besten Szenen wohl zu großen Teilen schon vorweggenommen hat. Und auch das Szenario auf der Erde, die durch ein nicht weiter erläutertes Naturereignis zunehmend unbewohnbar geworden ist ja durchaus aktuell.

Doch leider wollte George Clooney wohl zu sehr nach den Sternen greifen und „Gravity“ und „Interstellar“ Konkurrenz machen. Der Film wirkt dadurch fast wie ein Mash-up aus den beiden Filmen. Die „interstellare“ Vater-Tochter-Fernbeziehung als roter Faden mag man noch verzeihen. Auch das personifizierte, halluzinierte Unterbewusstsein, das dem Astronomen Augustine in Form seiner eigenen Tochter als Retter in schwerster Not dient, ist ein nicht unbekanntes Muster. Immerhin hatte Clooney in „Gravity“ an der Seite von Sandra Bullock eine sehr vergleichbare Rolle inne. Aber sei’s drum. Doch spätestens als die Crew des Raumschiffs „Aether“ bei Reparaturen an der Außenhülle von einem Meteoritenschauer überrascht werden, sind diese Parallelen nur noch schwer wegzudiskutieren.

Unterstützt wird das auch durch die Musik. Und das obwohl mit Alexandre Desplat eigentlich ein echter Fachmann an Bord war. „Shape Of Water“ und „Grand Budapest Hotel“ verpasste er mit seiner Musik einen entscheidenden Anschliff. „The Midnight Sky“ wirkt dagegen eher belanglos und auch in dieser Hinsicht abgekupfert. Musikalischer Höhepunkt ist deshalb der Astronauten-Chor, der in der Schwerelosigkeit Neil Diamonds „Sweet Caroline“ schmettert.

Hinzu kommt, dass Clooney die Knapp zwei Stunden Laufzeit nicht ausreichten, um allen Rollen genügend Charakter und Hintergrund zu verpassen. Zum Tragen kommt das besonders, als sich die Raumschiffcrew entscheiden muss, ob sie zur Erde zurückkehren will oder zurück zum Jupitermond K23 fliegen möchte. Innerhalb von Bruchteilen wird die Lebensgeschichte zweier Nebencharaktere erzählt. Die Crew teilt sich anschließend auf. Der Zuschauer bleibt weitestgehend ratlos zurück.

Fazit

Weil er sich größtenteils an starken Filmen orientiert, bleibt „The Midnight Sky“ ein grundsolider Film. Jedoch ohne die Tiefe zu erreichen, die seine Vorbilder auszeichneten. Einen Oscar wird „The Midnight Sky“ so nicht gewinnen können.

 

Bild: © Netflix, 2020