Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Drei triste und vergessene Plakatwände, heruntergekommen, malen die ersten Minuten des Filmes und tragen die deprimierende Realität des Werkes des Regisseurs und Drehbuchautoren Martin McDonagh. McDonagh zeichnet eine Spirale der Wut mit nachhaltigen Emotionen und maskiert sie mit Elementen einer schwarzen Komödie.

In einem Moment der Rage etwa stürmt der bei seiner Mutter wohnende, offenkundig gewaltbereite und rassistische Polizist Dixon das Büro eines jungen Mannes, welcher ebendiese Plakatwände betreut. Auf diesen Plakatwänden wurde kürzlich die Polizeiarbeit – insbesondere jene, des obersten Beamten Willoughby -, in Frage gestellt. Dixon prügelt auf diesen jungen Mann ein und hievt ihn über die Schwelle eines zerborstenen Fensters.

Doch ist es nicht jene Wut, die Regisseur Martin McDonagh feinfühlig ergründet. Jene Handlung repräsentiert unter Umständen eine grobe Facette, kontrastiert jedoch die tiefe, feinstrukturierte Analyse einer verwandten Stimmung sogleich. Die beschriebene Szene wirkt im Zusammenhang sogar oberflächlich, und diese Wirkung wurde offensichtlich bewusst provoziert. Jener emotionale Ausbruch des Polizisten würde in anderen Werken als schwerwiegender, dramatischer Moment wahrgenommen werden. Jenes Gefühl verblasst jedoch unter dem Schwergewicht der feinen Sezierung einer durch Hoffnungslosigkeit geprägten Perspektive einer weitgehend unkontrollierbaren Welt – und jene Perspektive erzeugt eine Art Wut, die ungleich eines affektiven Ausbruchs ist. Es handelt sich vielmehr um eine reflektierte, langanhaltende Wut, die die Motivation von Mildred beschreibt.

Mildred ist jene Frau, die die Polizeiarbeit in Frage stellt. Sie mietet die Plakatwände und lässt sie in folgender Sequenz bekleben:

“Raped while dying”
“And still no arrests”
“How come, Chief Willoughby?”

Es handelt sich bei dem Opfer um die Tochter von Mildred. Die Polizei behauptet, sie hätte keinerlei Anhaltspunkte – doch der Fall sei nicht vergessen. Die Plakatwände werden von der Gemeinschaft negativ aufgenommen, da es sich bei dem Familienvater Willoughby um einen angesehenen Beamten handelt. Insbesondere wird Mildred vorgehalten, dass sie die Plakate angebracht hat, obwohl es sich bei Willoughby um einen todkranken Mann handelt.
Eine depressive Grundstimmung wird so aus allen Richtungen fokussiert und in der Person Mildred personifiziert. Dabei sind die Dialoge perfekt abgestimmt, sodass der Autor feine Kommunikationsebenen nutzen kann, um präzise und differenziert mit Elementen der Tragik, Komik und Dramatik arbeiten zu können. Ohne Zweifel bedingt dies ebenfalls eine entsprechende Leistung der Schauspieler.

Es existieren bestimmte Merkmale, wodurch sich Filme kategorisieren lassen. Meisterwerke tragen solche Merkmale ebenso – nur, so scheint es, werden sie eher durch ihre Einzigartigkeit definiert und stechen dabei so dermaßen aus der eigenen Kategorie heraus, dass eine einfache Bezeichnung per Kategorie nicht mehr gerechtfertigt zu sein scheint. Somit lässt sich dieses Werk nicht leichtfällig als schwarze Komödie bezeichnen, vielmehr werden typische Elemente des Genres als Mittel genutzt, um die eigentliche bedeutungstragende Grundlage zu pointieren. Jene Grundlage, die eine gewisse Leere hinterlässt, weil sie so deprimierend wahrhaftig ist. Sie trägt in sich nicht jene Wahrheit, die sich hinter Karikaturen verbirgt, sondern jene, die das Gefühl in sich trägt, das „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ provoziert hat. Ein Gefühl der unkontrollierbaren Ungerechtigkeit, ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, ein Gefühl der Trauer – vereint. Und ganz nebenbei beinhaltet der Film eine meisterhafte Charakterisierung einer mordbereiten Person.

Bildmaterial: © 2017 Twentieth Century Fox

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