Jurassic World: Ein neues Zeitalter
Dinosaurier, die keine Attraktion in einem extra für sie errichteten Großgehege sind, sondern unter uns Menschen leben und sich frei auf der Erde bewegen. Das versprach der Trailer von Jurassic World Dominion. Und so endete auch der letzte Film, Jurassic World: Das gefallene Königreich. Eine eigentlich spannende Ausgangslage, die viel Raum für Fragen ließ. Wie lebt es sich in einer Welt, die von Dinosauriern und Menschen zugleich bewohnt wird? Wie sieht der Alltag der Menschen aus? Wie behaupten sich die Dinosaurier? Genutzt wurde all das leider nicht. Zu sehen bekommen Kinogänger nämlich eine an den Haaren herbeigezogene Handlung über geklonte Mädchen und Riesen-Heuschrecken, gepaart mit spektakulär-bescheuerten Bildern, die auch der Resteverwertung von alten Mission Impossible oder James Bond-Filmen entspringen könnten.
Der Film setzt vier Jahre nach der Handlung von Das gefallene Königreich aus dem Jahr 2018 an. Und anstelle sich den Dinosauriern, die nun über die Erde wandeln, zu widmen, kümmert sich Regisseur Colin Trevorrow darum, die ohnehin bizarre Story von Maisie Lockwood weiter zu erzählen. Also jenes geklonte Mädchen, das die gesammelte Schar an Dinosauriern aus einem unterirdischen Riesen-Gemäuer freiließ, weil sie sich mit den DNA-Experiment-Dinos verbunden fühlte. Sie ist nun Ziehtochter vom ehemaligen Raptoren-Trainer Owen Grady und dessen Freundin Claire Dearing, die wir aus den ersten beiden Filmen kennen. Nicht die einzige Eltern-Kind-Beziehung, die in Jurassic World: Ein neues Zeitalter behandelt wird: auch Raptor Blue, der einst noch von Owen in Jurassic World trainiert wurde, hat Nachwuchs bekommen. Sowohl Maisie als auch der Baby-Raptor geraten ins Fadenkreuz von Bösewichten, deren genaue Absichten der Film dem Zuschauer nicht wirklich vermitteln kann.
Das ist jedoch nur eine der beiden Handlungsstränge. Denn auch die Charaktere der originalen „Jurassic Park“-Trilogie kehren zurück: die Wissenschaftler Ellie Sattler und Alan Grant sowie Chaos-Theoretiker Ian Malcolm. Die drei wieder zusammen zu sehen, dürfte insbesondere Nostalgikern gefallen haben. Es war auch eines der wenigen Highlights des Films. Eigentlich möchte man den Handlungsstrang von den drei Charakteren gar nicht mehr verlassen. Und das, obwohl auch dem Ur-Cast nur ein völlig verdrehter Plot vergönnt ist, in dem abermals nicht Dinosaurier, sondern diesmal mutierte Riesen-Heuschrecken eine entscheidende Rolle einnehmen.
Selbst das hat jedoch mehr Substanz, als das Abenteuer von Maisie, Owen und Claire. Die rasen mit einem irren Tempo durch die Weltgeschichte und springen von Location zu Location: Sie bewegen sich durch Unterwelten, in denen Dinosaurier bei illegalen Schaukämpfen gegeneinander aufgehetzt werden und werden von gefiederten Riesen-Dinos gejagt. Raptoren sind mittlerweile auch fernsteuerbar und lassen sich mit einem Laser auf ein Ziel programmieren, das sie bis zum bitteren Ende jagen. Das endet in einer absurden Verfolgungsjagd bis in ein abhebendes Flugzeug. Getoppt wird das jedoch von der absolut unergründlichen Beziehung, die sowohl Owen als auch Klon-Ziehtochter Maisie zu Raptor-Charakter Blue und dessen Kind pflegen. Beiden gelingt es mehrfach von einem der gefährlichsten Raubtiere und Jäger, die je auf der Erde gewandelt sind, nicht gefressen zu werden: indem sie die Hand ausstrecken und heben.
Raptoren als niedliche Schoßhündchen - vielleicht entschied man sich auch deshalb, dass die Helden der Jurassic-Park-Filmreihe in Jurassic World: Ein neues Zeitalter nur wenig mit den Akteuren der neuen Jurassic-World-Trilogie interagieren. Denn gegenteiliger könnten deren Dino-Welten nicht aufgebaut worden sein. Gegenteiliger könnten auch die Filme kaum sein. Am ehesten lässt sich Jurassic World: Ein neues Zeitalter wohl mit der Albtraumsequenz aus „Jurassic Park III“ vergleichen, in der Alan Grant von sprechenden Dinosauriern träumt.
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