Oscarverleihung 2016 – Rückblick

Fünf Nominierungen hat es gebraucht, bis Leonardo DiCaprio seinen ersten Oscar gewann. Heute Nacht war es schließlich soweit. Auch, wenn nahezu jeder Experte und Wettanbieter es vorhergesagt hatte, wirklich glauben konnte man es erst, als der 41-Jährige mit stolz geschwellter Brust und kleiner Goldstatue in der Hand von der Bühne schritt.
Es blieb ein Abend ohne große Überraschungen. Einzig den Sieg Ex Machinas in der Kategorie Best Visual Effects hat wohl tatsächlicher keiner kommen sehen. Umso erfreulicher, dass ein kleiner Independentfilm mit einem Budget von nur 15 Millionen Dollar, der außerhalb der Awardseason in die Kinos kam sich in dieser Kategorie gegen Schwergewichte wie Star Wars: Das Erwachen der Macht (Budget: 200 Millionen Dollar) oder Der Marsianer (Budget: 108 Millionen Dollar) durchsetzen konnte.

Einen klaren Sieger gab es bei den 88. Academy Awards nicht. Zwar konnte Mad Max: Fury Road (zur Kritik) mit gleich 6 Trophäen die meisten Siege einfahren, in den vier ‚entscheidenden‘ Kategorien spielte er jedoch keine Rolle. Dort teilten sich ganze drei Filme die Goldjungen.
Brie Larson gewann als Best Actress für ihre Leistung in Raum, DiCaprio holte den Preis als Best Actor für seine Darbietung in The Revenant (unsere Kritik findet ihr hier). Der Regisseur des Films, Alejandro G. Iñárritu, der bereits letztes Jahr für seine Inszenierung Birdmans gewann, siegte auch dieses Jahr wieder in der Kategorie Best Director. Der Hauptpreis des Abends die Auszeichnung als Best Picture, ging an Spotlight, einen Film über die Aufdeckung zahlreicher Vergewaltigungsfälle von Priestern an Kindern durch ein Journalistenteam in Boston (unsere Kritik findet ihr hier).
Bis auf eine Auszeichnung für das beste Originaldrehbuch ging der Film ansonsten aber leer aus. Mark Ruffalo (im Beitragsbild dritter von links) und Rachel McAdams (dritte von rechts), die als bester Nebendarsteller und beste Nebendarstellerin nominiert waren, mussten sich Mark Rylance (Bridge of Spies) und Alicia Vikander (The Danish Girl) geschlagen geben.

Unsere Vorhersage hatte lediglich eine Trefferquote von knapp 70%. Nimmt man in die Betrachtung die vorhergesagten „Alternativ-Gewinner“ mit hinein, liegt die Trefferquote bei 89%. In der wichtigsten Kategorie Best Picture allerdings hilft selbst das nicht. Hier vermutete ich einen Sieg von The Revenant oder The Big Short.

Abseits der Vergabe der Preise führte Chris Rock durch den Abend. Sein Eröffnungsmonolog ging auf gelungene Weise auf die #oscarsowhite-Debatte ein. Nach der enttäuschenden Darbietung Neil Patrick Harris‘ vergangenes Jahr, stellte dier Moderation Chris Rocks eine deutliche Steigerung dar. Luft nach oben bleibt jedoch. Nur zu gern erinnert man sich an Hugh Jackmans exzellente Leistung im Jahre 2009, als er die Oscarverleihung mit mehreren cleveren, lustigen, musikalischen Einlagen zu einem echten Event machte. Bei den amerikanischen Zuschauern hat die schlechte Moderation letztes Jahr offensichtlich auch einen schlechten Nachgeschmack hinterlassen. Es schalteten so wenige Amerikaner ein, wie zuletzt im Jahr 2008, als John Stewart moderierte. Gut möglich, dass die #oscarsowhite-Debatte, die auch Sacha Baron Cohen in Gestalt des Ali G heute Nacht als Anlass für eine humoristische Einlage nutzte, ein Grund dafür ist.

Eine vollständige Liste der Gewinner findet ihr hier.

Bild: Promotionsbild für „Spotlight“,  2015, © Paramount Pictures Germany. 

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